Wer kennt ihn nicht, den „Bolzplatz“ in Enslingen.

Idyllisch am Ufer gelegen, eingebettet zwischen „Krautgärten, der Enslinger Kocherbrücke sowie dem lieblich dahin fließenden Kocher. So bewegt die Geschichte von Enslingen in den letzten 900 Jahren auch war, der Platz „drunten am Kocher“ war durch seine noch so verschiedenartige Nutzung Spiegelbild der Geschichte unseres Heimatortes.

 

Der Genswosen ist unserer jüngeren Generation ein Begriff als Sport- und Festplatz sowie als Treffpunkt, außerdem ist er nicht mehr aus dem dörflichen Gemeinschaftsleben wegzudenken. Doch woher stammt eigentlich der Name Genswosen, wurde hier schon immer Fußball gespielt und wie weit zurück lässt sich seine Geschichte verfolgen. Diesen Fragen sind die Genswosenbolzer nachgegangen und sie stießen bei ihren Nachforschungen auf so manche Überraschung.

 

Zunächst klären wir einmal die Herkunft des Namens.

 

So lange, wie vielleicht viel vermuten, wird unser Genswosen so noch gar nicht genannt. Die Älteren unter uns wissen, dass just an dieser Stelle, wo heute Jung und Alt dem runden Leder nachjagen, unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg Gänse gehütet wurden. In dieser gewiss nicht einfachen Zeit waren die Enslinger Bürger froh, wenn man über eine eigene Tierhaltung verfügte. Ausgewählte Enslinger holten am Morgen die Gänse von ihren Besitzern ab und trieben sie unter lautem Gänsegeschnatter an den Platz am Kocher. Abends wurden sie dann wieder zurückgebracht. Erst seit dieser Zeit existiert der Name Genswosen.

So nach und nach, als es den Menschen in Enslingen wieder materiell besser ging und sich die Versorgung mit Lebensmittel wieder normalisierte, war ein Gänsehüten nicht mehr notwendig. Diese Gänse gingen, der Name jedoch blieb.

 

In den 1950er und Anfang der 1960er Jahre wurde der Genswosen als Müllabladeplatz benutzt. Dieses triste Dasein hatte jedoch ein Ende, als einige junge Männer Lust zum Fußballspielen verspürten.

Provisorisch wurden zwei Tore angebracht und schon begann der Spaß mit dem runden Leder.

 

Nachdem ansiedelnde Industrie auch vor Enslingen keinen Halt machte, wurde der Bolzplatz etwas in Richtung Kocherbrücke verlegt, dorthin, wo er sich heute noch befindet.  Seither wurden noch einige bauliche Veränderungen, so z. B. weiteres Auffüllen mit Aushub, Anbringen von Auffanggittern etc. vorgenommen. 

Bis Ende der 1970er Jahre wurde der Genswosen abwechseln vom Gesangverein Enslingen und den Kleintierzüchtern, besser bekannt unter dem Begriff „Hosenborrlich“, als Festplatz genutzt.

 

Seit jedoch die Zimmerei Schwab eine größere Abbundhalle errichtete und diese auch als Festhalle zur Verfügung stellte, sollte diese Verwendungsart enden. 

Der Genswosen konnte somit immer intensiver als Bolzplatz genutzt werden, weshalb es nicht verwunderte, dass an Sommerabenden die Enslinger Jugend dort in großer Anzahl anzutreffen war.

 

Im Jahre 1985 wurden dann die Genswosenbolzer Enslingen gegründet, welche durch unterschiedliche Aktivitäten großen Bekanntheitsgrad erlangten.

In alten Aufzeichnungen, die bis zum 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden können, ist vom „Platz, drunten am Kocher“ die Rede. In der Zeit des 30-jährigen Krieges, wurde der Genswosen als Friedhof genutzt.

 

Durch Krieg, Seuchen und Armut und der dadurch außerordentlich hohen Sterberate, war die Kapazität des regulären Friedhofs nicht ausreichend, weshalb der Genswosen zu dieser doch recht schaurigen Verwendungsart kam. In alten Quellen ist auch die Rede davon, dass auf diesem Platz Hinrichtungen stattgefunden haben sollen.

 

Allein mit diesem Wissen kann man sich vorstellen, wie die Menschen zu jener Zeit gelebt haben, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes von der Hand in den Mund lebten, mit Hunger und Kälte zu kämpfen hatten und Unterdrückung und Bevormundung an der Tagesordnung stand.

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann aus alten Büchern entnommen werden, dass unser Genswosen als Rast- und Waschplatz für Pferde vor dem beschwerlichen Aufstieg auf die Höhe genutzt wurde.

 

Sie sehen, der Rückblick ist langsam wieder dort angelangt, wo er begonnen hatte.

 

Zwischenzeitlich ist durch die vielfältigen Aktivitäten der Genswosenbolzer Enslingen der Begriff Genswosen in der hiesigen Region, aber auch in vielen deutschen und ausländischen Städten bekannt.